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Oliver in Zimbabwe – ein Selbstversuch

Mein erster und bis dato letzter Trip nach Zimbabwe ist knapp 10 Jahre her. Es war zu der Zeit, als die Kriegsveteranen die Farmen der Weißen des Landes zu besetzen begannen: der Anfang vom vorläufigen Ende eines touristisch, wirtschaftlich und politisch stabilen Landes im südlichen Afrika.

Nun soll dieser Bericht nicht als politische Stellungnahme missverstanden werden. Generell bin ich der Meinung, dass das Volk von Zimbabwe seinen Weg alleine finden muss, ohne Einmischung von außen. Ich sehe mich in diesem Land, wie in allen anderen Reiseländern dieser Welt auch, lediglich als Gast. Aber als Inhaber von SA Travel habe ich natürlich eine Verantwortung für unsere Kunden. Und die spannende Frage im Jahr 2011 lautet: Ist Zimbabwe wirklich wieder auf die touristische Landkarte zurückgekehrt?

Nach der Machtteilung zwischen Opposition und Regierung sowie der Einführung des US$ als offizielles Zahlungsmittel verzeichnet Zimbabwe so etwas wie einen bescheidenen Aufschwung. Mit großem Interesse habe ich vor knapp einem Jahr einen Reisebericht eines südafrikanischen Geschäftspartners gelesen, der mir Hoffnung machte, dass dieses wunderschöne Land mit seinen überaus freundlichen Einwohnern bald wieder sicher bereist werden kann. „Sicher“ hauptsächlich im Sinne einer gesicherten Versorgung mit Lebensmitteln und Treibstoff. Kriminalität war eigentlich nie ein großes Problem.

Nun sind gerade die Südafrikaner hart im Nehmen was Urlaub angeht. Zimbabwe war für sie immer das Reiseland Nummer eins, nach dem eigenen natürlich. Doch können dort auch Europäer und andere nicht-afrikanische Weltenbummler wieder unbesorgt Urlaub machen? Wenn ja, eignet sich das Land eher für erfahrene Afrikakenner oder ist es auch etwas für Einsteiger? Ein Kurztrip mit anschließendem Besuch der nationalen Tourismusmesse soll die Erkenntnis bringen. Zimbabwe im Selbstversuch sozusagen.

Am frühen Nachmittag des 4. Oktobers 2011 starten wir mit dem Auto in Bielefeld zum Düsseldorfer Flughafen. Knapp 24 Stunden Reisezeit mit drei Flugstrecken liegen vor uns. Drei Kreuze, wenn die europäischen Airlines endlich wieder direkt nach Harare fliegen. Aber bis dahin wird es wohl noch eine Weile dauern. Wir sagen dem frühherbstlichen Europa auf Wiedersehen, in Erwartung eines afrikanischen Hochsommers mitten im Frühling. Irgendwo habe ich gelesen, der Oktober sei der heißeste Monat zumindest im Norden Zimbabwes. Eine spannende Woche liegt vor uns.

5. Oktober 2011

Wir landen gegen 9 Uhr in Johannesburg. Da wir die Airline wechseln, müssen wir kurz nach Südafrika einreisen, die Koffer abholen, erneut einchecken und wieder ausreisen. Mein wohl kürzester Südafrikabesuch bisher.

Gegen 13 Uhr erreichen wir den kleinen Flughafen von Victoria Falls. Es ist heiß und sonnig. Ein angenehmer Wind rauscht über das Rollfeld. Wir gehen zu Fuß vom Flieger zum Terminal. Und endlich kommt mal so richtiges „Afrika-Feeling“ auf: Die Einreise wird von den Immigration Officers geradezu zelebriert. Alle in eine Reihe stellen, 5m zurück, 1m nach links. Der Erste bitte vortreten. Und dann heißt es warten. Worauf weiss keiner so genau, die Beamten haben alle Zeit der Welt. Zum Glück stehen wir relativ weit vorne in der Schlange.

Irgendwann, nach vielen Stempeln auf vielen Papieren, sind wir offiziell in Zimbabwe angekommen. Die Kofferrückgabe erfolgt manuell, durch ein offenes Fenster zum Flugfeld. Die Autovermieter befinden sich außerhalb des Terminals, in kleinen „Buden“, in die gerade mal ein Schreibtisch passt.

Simon von Europcar begrüßt uns direkt mit Namen. Kein Wunder, hat der doch heute nicht mehr als zwei Kunden abzufertigen. So nett und freundlich bin ich noch nie bei einem Autovermieter bedient worden. Leider hat er unsere gebuchte Mietwagenkategorie nicht da. Er hat überhaupt nur zwei Mietwagen da, beides 4×4. Also nehmen wir einen Isuzu, ein wahres Dschungelschiff. Dann hätten wir ja doch zum Lake Kariba fahren können.

Es ist eine kurze Fahrt bis Victoria Falls. Der kleine Ort ist eigentlich nur eine Ansammlung von Hotels, Gästehäusern, Shops und Touranbietern. Die einzige richtig gewachsene Stadt an den Fällen ist Livingstone auf der anderen Seite in Zambia. Von unserem Hotel haben wir einen direkten Blick auf die Brücke, die Zambia und Zimbabwe über den Zambezi River verbindet. Hinter einem kleinen Wäldchen sieht man die Gischt der Fälle aufsteigen. Während und kurz nach der Regenzeit zwischen Februar und Juni, wenn der Fluss seinen Höchststand erreicht hat, steigt die Gischt bis zu 400m in die Höhe. Jetzt zur ausgehenden Trockenzeit sieht man nur ab und zu eine kleine Gischtwolke am Himmel.

Kurz duschen und umziehen, dann werden wir auch schon zur traditionellen Sunset Cruise auf dem Zambezi River abgeholt. So wie etwa fast alle anderen Gäste des Hotels auch. Und wie fast alle anderen Gäste aller anderen Hotels auch. Zwischen 15 und 20 Schiffe fahren dem Sonnenuntergang entgegen. Über einen Mangel an Touristen kann sich Vic Falls definitiv nicht beklagen. Die Romantik bleibt etwas auf der Strecke, was aber auch an einem Teil unserer Mitfahrer aus dem fernen Osten liegt, die anstatt die Stille und Szenerie zu genießen, lieber laut Erfahrungen austauschen und ab und zu ihre Kameras klicken lassen, dabei natürlich immer lächelnd im Vordergrund stehend.

Unterwegs sehen wir Hippos, ein Krokodil und eine Elefantenfamilie, die im Sonnenuntergang am Ufer grast. Gerade die Elefanten haben es mir besonders angetan, sodass ich diese Massenveranstaltung sogar als Erfolg verbuchen kann. Die Getränke waren immerhin auch im Preis inklusive.

Zurück am Hotel bleiben nur wenige Minuten, bis wir zur nächsten Tourifalle gefahren werden: zum „Boma“, dem bekanntesten Restaurant am Platz. Bei meinem letzten Besuch vor zehn Jahren stand hier das exzellente Essen mit vielen Wildspezialitäten im Vordergrund. Irgendwie hab ich jetzt das Gefühl, dass das ganze eher zu einer Tanz- und Showveranstaltung verkommen ist. Die kleine Schminkeinlage beim Eingang ist ja noch ganz interessant. Doch als dann der Fortuneteller von Tisch zu Tisch zieht und für vier Dollar die Zukunft voraussagen will, oder der Sangoma für ebenfalls vier Dollar seinen selbstgebrauten Heiltrunk verkaufen will, wird klar, wo wir hier gelandet sind. Trommel und Tanz dürfen natürlich nicht fehlen. Der Mehrzahl der Gäste, wieder viele aus Fernost, scheint es aber Spass zu machen. Nach der ersten Flasche Rotwein ist die Gesamtsituation sogar zu ertragen. Ach ja, es gab auch was zu essen. Totgebratenen Strauss zum Beispiel, und zähes Eland. Das Warzenschwein war aber OK, ebenso wie das Lamm und die unterschiedlichen Beilagen afrikanischer Coleur. Um 70 Dollar pro Person ärmer und eine Erfahrung reicher lassen wir den Abend bei einem Long Island Icetea abstürzen. Over and out.

6. Oktober 2011

Es ist ein kühler und sonniger Morgen beim Frühstück auf der Terrasse. Ein strammer Wind weht aus nördlicher Richtung. Die Gischt der Viktoriafälle ist deutlich zu sehen. Schnell wird uns klar, dass wir bei unserem Besuch dort gleich trotz Niedrigwasser des Zambezis pitschenass werden würden.

Es ist nur eine kurze Fahrt bis zum Eingang des Victoria Falls Nationalparks. Auf dem Parkplatz wurden wir vor zehn Jahren von Souvenirverkäufern und sonstigen Spezialdienstleistern direkt aus dem Bus heraus belagert. Jetzt ist die Situation sehr entspannt. Ein paar „traditionelle“ Tänzer buhlen um ein Foto und ein paar Dollar. Doch jemand ganz anderes zieht meine Aufmerksamkeit auf sich: Zwischen den ganzen Autos und Minibussen repariert jemand einen Rollstuhl. Einen Rollstuhl im wörtlichen Sinn. Ein weisser Plastikterrassenstuhl mit vier Rädern unten dran. „We will make a plan“, ist in den vergangenen Jahren ein geflügeltes Wort in Zimbabwe geworden. Not macht halt erfinderisch.

 

Wir betreten den Nationalpark. Ich bin überrascht, wie braun und trocken die Vegetation in der Trockenzeit ist. Zur Regenzeit befindet sich hier eine grüner und blühender Regenwald. Obwohl wir noch mehrere hundert Meter von den Fällen entfernt sind, bekommen wir bereits die ersten Tropfen der Gischt ab. Egal, Kamera in die Hosentasche und auf geht’s. Wir starten beim Devils Cataract und der Livingstone Statue und gehen dann weiter zu den Main Falls. Aussichtspunkte geben immer wieder atemberaubende Blicke frei. Und wenn die Gischt mal kurz nachlässt, können wir die Fälle in ihrer ganzen Schönheit bewundern. In der Regenzeit führt der Fluss zwar deutlich mehr Wasser, was an der Bruchkante natürlich imposanter aussieht. Aber ein Blick auf die gesamten Fälle von oben bis unter ist dann fast unmöglich. Ebenso wie der Aufenthalt an einigen der Aussichtspunkten, außer man trägt eine Badehose oder ein Ganzkörper-Regencape. Heute regnet die Gischt zwar immer mal kurz auf uns nieder, aber die Sonne trocknet uns auch schnell wieder.

Weiter geht es zu den Horseshoe Falls und den Rainbow Falls. Da hier noch weniger Wasser über die Kante fließt, gibt es auch fast keine Gischt mehr und wir machen einige atemberaubende Fotos. Atemberaubendes spielt sich auch uns gegenüber ab. Direkt an der Bruchkante wandern und schwimmen einige Wagemutige entlang. „Adrenaline Activity“ nennt man das. Ich beschliesse, dass wir solche Aktivitäten nicht ins Programm aufnehmen werden. Unsere Haftpflicht-Versicherungsgebühren würden explodieren.

Ganz am Ende der Rainbow Falls erreichen wir die enge Schlucht, in die der Zambezi River abfliesst, nachdem er auf einer Länge von über einem Kilometer bis zu 107m in die Tiefe stürzt. Auf der anderen Seite der Schlucht liegt Zambia. Und hier zeigt sich ganz deutlich, dass man die ganze Schönheit der Fälle nur von der Zimbabwe-Seite aus betrachten kann. Von Zambia aus sieht man gerade mal zehn Prozent, und das auch nur schräg von der Seite.

Gegen 11 Uhr sind wir zurück am Hotel und checken schnell aus. Es stehen noch einige Site Inspections auf dem Programm, Begutachtungen anderer Unterkünfte. Wir kaufen noch Wasser im ortsansässigen Spar-Supermarkt (die Regale sind voll!) und verlassen gegen 13 Uhr Victoria Falls in Richtung Hwange Nationalpark.

Die Strecke ist recht eintönig. Rechts und links wachsen Bäume und Büsche, die leider aufgrund der Trockenzeit wenig grün aufweisen. Soviel Bewuchs auf so langer Strecke sind wir von Südafrika gar nicht gewohnt. Die Straße ist in einem guten Zustand und allemal mit einer südafrikanischen Regionalstraße vergleichbar. Schlaglöcher sehen wir so gut wie keine.

Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden. Wir geben Gas, da unsere Pirschfahrt in den Hwange um 15 Uhr starten soll. Um 15:07 erreichen wir unsere Lodge und erfahren, dass unser Guide vor fünf Minuten ohne uns losgefahren ist. Von wegen afrikanische Unpünktlichkeit. „Don’t worry, we will make a plan.“ Der Lodgemanager ruft den Guide per Handy zurück. Die beiden jungen Britinnen, die bereits an Bord des Safarifahrzeugs sind, zeigen Verständnis. Die nun folgende Pirschfahrt hätte ich auch unter keinen Umständen verpassen wollen.

Kaum im Park entdecken wir auch schon die ersten Büffel, die aber etwas genervt von dannen ziehen. Dann fällt uns eine kleine Elefantenfamilie auf, die – ganz untypisch für die grauen Dickhäuter – fast panisch über die Steppe rennt. Kurz darauf sehen wir eine deutlich größere Herde, die sodann das Wasserloch in Beschlag nimmt. Sie haben die kleine Herde vertrieben. Bestimmt 20 Elefanten, kleine wie große, nehmen erstmal ein frisches Bad. Wasser ist knapp in der Regenzeit.

Einige Antipolen, Giraffen, Gnus und Warzenschweine später erreichen wir ein zweites, größeres Wasserloch. Direkt davor ist ein Aussichtsdeck auf Stelzen gebaut. Und am Wasserloch tummeln sich mindestens 100 Elefanten. Vorsichtig klettern wir aus dem Safarifahrzeug und steigen auf das Aussichtsdeck. So etwas Beeindruckendes habe ich noch nicht gesehen. Und aus allen Richtungen strömen weitere Elefanten im Sonnenuntergang herbei. Unser Guide serviert gekühltes Bier. Der perfekte Augenblick

Im Wasserloch erkennen wir auch noch ein Krokodil und Hippos, die sich aber von den Elefantenmassen nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die Elefanten kämpfen um die besten Plätze am Wasser, nur das Trompeten der Dickhäuter zerreisst ab und zu die Stille. Wir überschlagen die Anzahl und kommen auf über 200 Elefanten, die kleinsten müssen noch ganz jung sein und säugen bei der Mutter.

Da der Park um 18:30 Uhr seine Tore schließt, müssen wir leider wieder aufbrechen. Ich hätte die ganze Nacht hier sitzen können. Ein junger Löwe, der direkt neben der Straße im niedrigen Gras liegt, versüsst uns ein wenig den Abschied. Drei der Big Five und eine einmalige Elefantenshow, nicht schlecht für eine einzige Pirschfahrt.

Als wir wieder an der Lodge ankommen, ist es bereits dunkel. Wir setzen uns ums Feuer und lernen die weiteren Gäste kennen. Ein Ehepaar aus den USA, eine Australierin, die beiden jungen Britinnen und wir. Die kleine Lodge ist gut gebucht. Wieder bin ich überrascht. Das Abendessen ist ganz OK, nichts besonderes. Der Abend klingt mit einem weiteren Rotwein am Feuer aus. Wir gehen früh ins Bett.

7. Oktober 2011

Wir sind früh auf den Beinen und verlassen die Lodge nach einem leichten Frühstück. Mal wieder zeigt der Koch großes Unverständnis, dass die Deutschen morgens kein Hot Breakfast essen wollen. Weiter geht es zu Site Inspections in anderen Lodges in der Umgebung. Gegen 11 Uhr sind wir auf dem Weg nach Bulawayo und dem Matobo Nationalpark.

Die Landschaft ändert sich nur selten, die Straße ist mit ein ganz paar holperigen Ausnahmen in einem guten Zustand. Einzige Höhepunkte sind das Tanken und die Geschwindigkeitskontrolle, die mich direkt am ersten Speed Limit nach über 200km Nichts aus der Lethargie reisst. „Not a big problem, sir.“ Die Polizeibeamten sind freundlich und geben mir für meine fünf Dollar Strafe sogar eine Quittung. Später kommen wir noch in eine Polizeisperre. „How is it, boss?“, begrüßt mich der ebenfalls freundliche Beamte. Wir geben uns als Touristen aus und können sofort weiterfahren.

Wir erreichen Bulawayo und finden auf Anhieb den Weg zum Matobo Nationalpark. Ein glücklicher Umstand, denn die Ausschilderung in den Städten ist eher suboptimal. Es ist Frühling und die Jakarandabäume blühen in herrlichem zartlila. Obwohl Bulawayo die zweitgrößte Stadt des Landes ist, macht sie auf uns eher einen gemütlichen Eindruck wie eine südafrikanische Kleinstadt.

Der Matobo Nationalpark liegt etwa 40km außerhalb in den Bergen. Die Landschaft ist wunderschön und wir sehen sogar einige Wildtiere wie z.B. Kudus, Warzenschweine und Paviane. Einen Leoparden sehen wir leider nicht. Aber es soll sie hier oben in den Felsen geben.

Wir erreichen unsere Lodge oben in den Bergen. Die Anfahrt über 16km Schotterpiste ist schon anstrengend, selbst mit einem 4×4. Den Nachmittag über relaxen wir. Es sind die ersten „freien“ Stunden seit unserer Ankunft in Vic Falls. Die Stille und Einsamkeit hier oben, der Blick auf die zerklüfteten Berge, sind atemberaubend. Wir bleiben bis zum Sonnenuntergang einfach draußen sitzen. Kurz duschen und umziehen, dann gibt es auch schon wieder Abendessen, welches wieder mal OK aber nicht herausragend ist. Vielleicht sind wir vom erstklassigen südafrikanischen Essen zu verwöhnt. Nach einem Glas Rotwein in der Bar geht es ins Bett. Morgen wollen wir früh aufstehen und den Game Park im Matobo erkunden.

8. Oktober 2011

Wieder ist es ein sonniger aber noch kühler Morgen. Im nördlichen Teil des Matobo Nationalparks liegt die Game Viewing Area, in der auch Nashörner und weitere große Wildtiere zu sehen sein sollen. Die Landschaft ist mal wieder überragend. Viel Wild sehen wir allerdings nicht, ein paar Warzenschweine, Böcke und einen Adler.

Am Ufer eines kleinen Sees frühstücken wir. Unsere Lodge hat uns freundlicherweise ein Breakfast Pack mitgegeben. Leider fehlt der Kaffee. Dann doch noch ein Highlight. Vier Hippos haben den See verlassen und liegen bzw. stehen am Ufer. Leider entdecken wir keine Nashörner und mal wieder keinen Leoparden.

Auf dem Weg zurück nach Bulawayo machen wir noch zwei weitere Site Inspections. Mittlerweile ist es ganz schön warm geworden. Schnell noch tanken, aber Diesel „is finished, sorry“. An der nächsten Tankstelle gibt es zum Glück Diesel, dafür kein Benzin. Solange man genug Auswahl an Tankstellen hat, alles gut.

Dann starten wir in Richtung Masvingo zu den Great Zimbabwe Ruinen, einer fast tausendjährigen Steinburg, deren Herkunft und Bewohner immer noch unbekannt sind (und wohl auch bleiben werden). Aber erstmal verfahren wir uns in Bulawayo. Die Ausschilderung ist eben suboptimal. Im zweiten Anlauf klappt es dann aber und wir fahren etwa 300km über Land.

Die Strecke ist etwas abwechslungsreicher als die von den Vic Falls nach Bulawayo. Große Höhepunkte erwarten uns dennoch nicht, mit Ausnahme der suboptimalen Ausschilderung in einigen kleineren Städten, durch die wir fahren müssen, und zweier Polizeisperren, bei denen wir aber gleich durchgewunken werden.

Wir erreichen Masvingo und freuen uns über die suboptimale… Schwamm drüber. Schließlich finden wir doch noch die Straße, die zu den Ruinen und unserer Lodge führt. Wir beschließen, Great Zimbabwe morgen früh zu erkunden und relaxen auf der Terrasse eines unserer Zimmer mit Blick auf ein kleines Wasserloch. Wir wundern uns, was für Tiere es hier wohl geben kann. Immer wieder knackt es laut im Gestrüpp, wir bekommen aber nichts zu Gesicht. Dafür buhlen ein paar Vögel in den Ästen über uns lautstark um unsere Aufmerksamkeit.

In unserer Lodge findet an diesem Abend ein Learners Diner statt, eine Art Abschiedsessen nach bestanderer Schulprüfung. Mit anschließender Open Air Party am Pool. Der Lodgemanager hat uns beim Check-In schon gewarnt und gleichzeitig versichert, dass die Party spätestens um Mitternacht zu Ende ist. Das Abendessen ist in Ordnung, nicht überragend. Aufgrund der Lautstärke am Pool beschließen wir den Abend mit einigen Gläsern Rotwein an der Hotelbar. An Schlaf wäre eh nicht zu denken gewesen. Pünktlich um Mitternacht ist der Spaß tatsächlich vorbei und wir gehen ins Bett. Für afrikanische Verhältnisse viel zu spät, denn um das Tageslicht zu nutzen stehen wir in der Regel früh auf und gehen spätestens um 22 Uhr ins Bett.

9. Oktober 2011

Es ist mal wieder ein sonniger Morgen. Wir frühstücken in aller Ruhe auf der Terrasse unserer Lodge und sehen in einiger Entfernung die Great Enclosure, einen Teil der Great Zimbabwe Ruinen. Nach dem Check-Out fahren wir etwa drei bis vier Minuten, bis wir den Parkplatz von Zimbabwes Nationalmonument erreichen. Wir sind mehr oder weniger die einzigen Gäste eines riesigen Komplexes, übersät mit Ruinen. Zimbabwe bedeutet „Haus aus Stein“. Hier wird klar, was der Name bedeutet. Hier muss einmal eine riesige Anlage aus Stein gestanden haben, für diese Region Afrikas völlig ungewöhnlich.

Einige Teile der Anlage sind gut erhalten, wie die Great Enclosure mit dem Conical Tower. Absolut beeindruckend.

Andernorts stehen nur noch kniehohe Mauerreste. Auf einem Hügel befindet sich der Hill Complex. Dieser ist so gut in die Felsen eingepasst, dass die Mauern von unten so gut wie nicht zu entdecken sind. Der Aufstieg ist beschwerlich, aber die Aussicht auf die Umgebung atemberaubend.

Wir verlassen die Ruinen und machen noch schnell eine Site Inspection bei einem nahe gelegenen Hotel. An der Straße zurück nach Masvingo tanken wir und im angeschlossenen Spar-Supermarkt kaufen wir Wasser und ein paar Kekse für die Fahrt. Die Dame an der Kasse fragt uns erstmal aus, wo wir her kommen und was wir machen. Keine aufgesetzte Nettigkeit, sondern echtes Interesse. Diese Menschen hier sind einfach nur freundlich.

Die Ausschilderung in Richtung Harare verschlägt uns glatt die Sprache. Wir finden gleich zwei Hinweistafeln entlang der Straße. Es geht halt in Richtung Hauptstadt. Die Fahrt ist anstrengend, denn wir befinden uns auf der direkten Verbindungsstraße von Johannesburg nach Harare. So viel Verkehr hatten wir die letzten Tage bei weitem nicht. Wir benötigen mehr als vier Stunden für die knapp 300km lange Strecke, eine Stunde länger als bei den Überlandfahrten zuvor. Die Landschaft ist abwechslungsreich. Viele kleine Dörfer, Farmen, Hügel und Wälder. Je näher wir zur Hauptstadt kommen, desto bevölkerungsreicher ist die Umgebung.

Harare ist die einzige richtige Großstadt des Landes. Auf den Straßen herrscht trotz des Sonntags geschäftiger Trubel. Wir haben vergessen, unseren Reiseführer mit dem Stadtplan der Hauptstadt aus dem Koffer zu holen. So fahren wir nahezu planlos durch die überfüllten Straßen. All zu viele Hochhäuser gibt es im Zentrum nicht. Wir wohnen im wohl hässlichsten Gebäude am Platz, einem Hotelbunker aus den 70er Jahren. Eigentlich würden mich keine zehn Pferde in so eine Unterkunft bekommen, aber im selben Gebäude befindet sich auch das Internationale Kongresszentrum, in dem die Sanganai-Tourismusmesse stattfindet, zu der wir hier sind. Harare hat ansonsten eigentlich keine Sehenswürdigkeiten. Es ist eine reine Business-Stadt.

Beim Check-In haben wir es zum ersten Mal mit einer nicht ganz freundliche Person zu tun. Das erste Mal während unseres Trips. Der Rezeptionist kann unsere Buchung nicht finden und wirkt irgendwie genervt. Nach fünf Minuten kommt ein Manager und unsere Buchung ist plötzlich doch da. Wir relaxen ein wenig von der anstrengenden Fahrt und schauen vor dem Abendessen kurz mal ins Kongresszentrum, wo morgen früh die Messe beginnen soll. Es wird noch fleißig aufgebaut. Irgendwie nicht wirklich vorstellbar, dass in diesem Chaos morgen Geschäfte gemacht werden sollen. Das Abendessen ist sehr gut und nach zwei Rotweinen gehen wir ins Bett.

10. Oktober 2011

Es ist bewölkt und es sieht sogar etwas nach Regen aus. Das Frühstück ist ebenfalls sehr gut (Scones, Gooseberry Jam, Pancakes – manchmal braucht es ja nicht viel zum glücklich werden). Zum ersten Mal seit den Vic Falls gibt es eine Internetverbindung und wir checken Emails, bevor wir uns als Besucher der Messe registrieren lassen. Das geht erstaunlich unkompliziert, obwohl unsere bereits vor Wochen getätigte Anmeldung nicht gefunden wird. „We make a plan“.

Ich bin erstaunt über die große Anzahl der Aussteller. Auf zwei Etagen des Kongresszentrums sowie im Außenbereich hat sich alles eingefunden, was im Tourismus Zimbabwes Rang und Namen hat. Wir sehen viele Menschen wieder, die wir bei unseren Site Inspections bereits getroffen haben. Wir machen auch einige gute neue Kontakte.

Allerdings das ganz große Business, wie es bei anderen Touristikmessen vorherrscht, finden wir hier nicht. Es geht viel mehr darum, sich Kennenlernen, Informationen auszutauschen, Beziehungen aufzubauen. Die Aussteller wollen eher von uns wissen, wie wir unseren Trip fanden und ob Zimbabwe für unsere Kunden interessant ist. Einige machen viel mehr Werbung für ihr Land im Allgemeinen als für ihre eigenen Produkte. Aber irgendwie passt das alles. Unsere Termine, die wir im Vorfeld mit einigen Anbietern gemacht haben, werden eh kaum eingehalten. Man trifft sich eben, früher oder später, an welchem Stand auch immer, oder an der Hotelbar. Wir lernen sogar einige wichtige Persönlichkeiten der Tourismusbehörde kennen.

Das Abendessen ist wieder gut. Es gibt sogar Strauß. Wir wollen den letzten Abend an der Hotelbar mit einem Glas Rotwein ausklingen lassen. „Sorry, but red wine is finished.“ Dann eben ein Bier und einen Brandy. Schnell noch online für den Rückflug einchecken und dann ab ins Bett.

11. Oktober 2011

Nach dem kräftigen Frühstück checken wir aus. Da unser Bargeld sich dem Ende zuneigt, zahlen wir das erste Mal mit Kreditkarte. Zum Glück funktionieren die Leitungen gerade. Insgesamt finden wir die Infrastruktur aber völlig OK. Wir hatten nie Stromausfall, zumindest keinen merklichen. Die Handys hatten eigentlich auch fast immer Empfang, auch wenn nicht jedes der drei lokalen Netze mit jedem deutschen Provider zusammen zu arbeiten scheint. Die Internetanbindungen sind zwar langsam, aber zumindest in den Städten verfügbar.

Wir machen noch schnell eine letzte Site Inspection in einer Lodge an einem kleinen See etwas außerhalb von Harare. Dann geht es quer durch die wuselige Hauptstadt bis zum Flughafen. Dieser ist zwar ausgeschildert, aber eher schlecht als recht. Die Zufahrtsstraße vom Zentrum zum Flughafen wird gerade vierspurig ausgebaut. Bei der Größe mit etwa zehn Check-In-Schaltern und fünf Abfluggates wirkt dieses Bauvorhaben etwas überdimensioniert.

Die Ausreise verläuft im Gegensatz zur Einreise total unspektakulär. Der Flughafen hat trotz seiner Übersichtlichkeit bestimmt 20 Duty Free und Souvenir Shops zu bieten. Unser Rückflug startet pünktlich, sodass wir ohne nennenswerte Überraschungen über Johannesburg und London nach Hause fliegen. Sogar unser Gepäck ist direkt bis nach Düsseldorf durchgecheckt (und kommt an). Ziemlich genau 24 Stunden später, nachdem wir am Flughafen von Harare angekommen sind, werden wir Bielefeld erreichen.

Fazit

Zimbabwe ist wunderschön mit unheimlich freundlichen Einwohnern und atemberaubenden Sehenswürdigkeiten. Das Land ist viel sicherer als so manche andere Fernreisedestination. Die Reisehinweise auf der Homepage des Auswärtigen Amts müssen dringend mal wieder überarbeitet werden. Man muss halt in punkto Infrastruktur, Essen und Komfort ein paar Abstriche in Kauf nehmen, verglichen mit europäischen oder üdafrikanischen Standards. Die Tourismusindustrie hatte in den letzten zehn Jahren einen Investitionsstau, der sich erst langsam auflösen wird. Das machen die Einheimischen aber mit ihrer Freundlichkeit und ihrem Service locker wieder wett, die Sehenswürdigkeiten sowieso.

Wir haben in einer Woche ein Land (wieder-)entdeckt, das so ganz anders ist als sein Image, zumindest in Europa. Wir haben keine verzweifelten Menschen gesehen. Wir haben uns überhaupt keine Sekunde unsicher gefühlt. Unser Mietwagen war in einem tadellosen Zustand. Die Hauptverkehrsstraßen sind durchgehend geteert und ohne Schlaglöcher. Es gibt genügend Benzin und Essen. In den Städten gibt es gute Internetverbindungen, selbst in teilweise abgelegenen Gebieten hatten wir noch Handyempfang. Wir haben Menschen getroffen, Schwarze wie Weisse, die von ihrem Land in den höchsten Tönen geschwärmt haben. Beeindruckt hat uns auch die Höflichkeit, Professionalität und gute Bildung der Mitarbeitenden in der Tourismusindustrie, angefangen vom Reinigungspersonal bis zum Management.

Zimbabwe ist bereit für Touristen, und Touristen können wieder bereit für das Land sein. Afrikakenner und -liebhaber sollten besser heute als morgen aufbrechen. Aber auch Afrika-Einsteiger, die über ein wenig Fernreiseerfahrung verfügen, können das Land problemlos bereisen.

Kommentare

Maike Bieber schrieb am Montag, 28. Januar 2013 um 20:31 Uhr

Ich habe Zim in 2009 als Voluntärin kennen und lieben gelernt. Seitdem bin ich mehrfach wieder dort gewesen. Ich miete mir immer einen Kleinwagen und los gehts Freunde besuchen. Zwischen den Stationen reise ich allein … als Frau habe ich mich nie unsicher gefühlt!

Zu den Lodges kann ich nur wenig sagen – die, die ich gesehen habe machten einen sehr guten Eindruck. Ich meide die typischen Touristensehenswürdigkeiten und bin ich meistens in Backpacker Unterkünften oder mit Freunden dann auf Campingplätzen.

Zimbabwe hat wunderbare Campingmöglichkeiten auch außerhalb der Parks, wer kein Zelt hat schläft in einer kleinen Banda. Feuerstellen sind immer vorhanden – Investitionsstau hat das Land, denn die sanitären Anlagen auf diesen Plätzen sind meist alt, aber sie sind sauber und funktionieren – sogar WC’s mit Wasserspülung – ist z.B. in Ostafrika nicht immer zu finden!
Anfänglich irritierend fand ich, dass man meistens allein auf diesen Plätzen ist …. Naja – ist eben kaum ein anderer Tourist da – aber genau dass genieße ich mittlerweile und das unterschiedet Zimbabwe so angenehm von anderen afrikanischen Ländern …

Im übrigen ist die Einreise über Harare Airport völlig problemlos – kleine Grenzübergänge dagegen – wie z.B. Vic falls oder Kariba – sind in den meisten afrikanischen Ländern komplizierter, weil sich ein paar wenige Grenzer für sehr wichtig halten!

Anyway – mittlerweile unterstütze ich meinen Freund darin sein eigenes Safariunternehmen aufzubauen, denn ich bin der Meinung, dass Zimbabwe wirklich eine Reise wert ist. Bono Lunga bietet übrigens Kanusafaris auf dem Lower Zambezi an, sowie Walkingsafaris und Hikingtrips in den Eastern Highlands – ein echtes Juwel in Zimbabwe. Er ist auch als Privater Guide zu buchen.
Viel Spaß in Zimbabwe! Vielleicht sieht man sich ja mal!

Hoffmann Heide-Maria schrieb am Freitag, 28. Oktober 2011 um 20:19 Uhr

Bin ich froh, diesen Beitrag gelesen zu haben. Seit 1969 bin ich immer wieder – so alle 2 – 3 Jahre – in Zimbabwe gewesen und habe viele Freunde dort, die meisten von ihnen haben ausgeharrt. Bei meinem letzten Besuch in Vic Falls, vor 7 Jahren, mit einer Gruppe von Freunden, war die Situation sehr traurig. Vor 3 Jahren machte ich den Versuch, die Fälle von Zambia aus zu zeigen – totaler Reinfall. 1969 waren sie auch von dort noch in der ganzen Breite zu sehen. Aber Power Plant und so…
Ich bin mit meiner Tochter (damals 16) kreuz und quer durch Zim gezogen, per Leihwagen, Bus oder am Pick-up auf der Ladefläche. Und wie Sie sagen, wir haben uns nie gefährdet gefühlt.
Bestärkt durch Ihren Bericht, werde ich Zim wieder in mein Programm aufnehmen, wenn ich im Oktober 2012 wieder einmal losziehe und sowohl Zim als auch Botswana wieder machen werde. Und diesmal müssen wir vielleicht nicht mehr einen Rucksack voll einheimischer Währung mitnehmen, um unser Dinner – mit Blick auf das Wasserloch – in der Vic Falls Lodge zu genießen. Das war immer der schönste Einstieg in tolle Urlaube!
Danke für Ihren informativen Bericht und viel Erfolg!

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