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Endlich wieder nach Südafrika reisen – ein Selbstversuch

Südafrika ist kein Risikogebiet mehr, die Reisewarnung ist aufgehoben. Doch wie gut funktioniert eine Fernreise in diesen Zeiten wirklich? Ich habe mir einen Flug nach Südafrika gebucht und werde es einfach mal ausprobieren.

24.09.2021

Die Anreise zum Frankfurter Flughafen ist trotz Freitagsnachmittagsverkehr in Ordnung. Ich bin über drei Stunden vor Abflug am Check-In. Es ist mein erster Flug seit 18 Monaten – und mein erster zu Coronazeiten. Da habe ich lieber etwas mehr Zeit und etwas weniger Stress. Ein wenig nervös bin ich schon. Hab ich alles dabei? Sind alle geforderten Unterlagen inkl. PCR-Test korrekt? Vor Corona war ein Flug nach Südafrika für mich wie ein Kurztrip, reine Routine. Aber jetzt?

Der Check-In bei Lufthansa ist nur noch im Self Service möglich. Bordkarte online oder am Automaten drucken, dann Koffer selber aufgeben. Mein Gepäckschein bekomme ich digital auf’s Handy. Selbst das Parkhaus meldet sich per Mail, wo ich geparkt habe. Manchmal funktioniert Digitalisierung in Deutschland doch.

Der Flughafen ist total leer, es sind kaum Menschen unterwegs. Die Mitarbeiter der Security prügeln sich fast darum, mich abzufertigen. Im Abflugbereich Z starten an diesem Abend gerade mal drei Maschinen.

Am Gate werden Pass und PCR-Test gecheckt, alle gar kein Problem. Ich hatte mir vorher einen viel zu großen Kopf gemacht. Der Flieger ist auch nicht wirklich voll. Das Einsteigen läuft ebenfalls ganz entspannt. An Bord dann eine klare Ansage der Crew: Ein Sitzplatztausch nach Boarding ist nicht möglich, die Maskenpflicht wird ohne Diskussion durchgesetzt (außer beim Essen natürlich). Über 10 Stunden inkl. Schlafzeit mit Maske hatte ich mir schlimmer vorgestellt. Irgendwann merkt man das Ding gar nicht mehr.

25.09.2021

Nach einem pünktlichen Start in Frankfurt landen wir auch pünktlich morgens um 08:30 in Johannesburg. Zum Aussteigen werden die Sitzreihen gruppenweise aufgerufen. Wieder eine klare Ansage der Crew: Alle anderen bleiben gefälligst sitzen, bis sie dran sind. Vom Gefühl her geht das Aussteigen in Gruppen sogar schneller, als wenn sich alle knubbeln und drängeln.

Vor den Einreiseschaltern ist es in Johannesburg normalerweise sehr voll. Aktuell ist fast nichts los. Von den ganzen Unterlagen, die ich mitführe, muss ich nur den Gesundheitsfragebogen abgeben und nochmal den PCR-Test vorweisen. Quasi im Vorbeigehen wird meine Körpertemperatur gemessen. Dann kommt der Einreisestempel in den Pass und nach eineinhalb Jahren bin ich endlich wieder in Südafrika. Und im Grunde läuft alles so, wie immer – lediglich mit Ausnahme der Maske, des PCR-Tests und des Gesundheitsfragebogens. Aber dafür deutlich entspannter, weil so wenig los ist.

Mein Koffer kommt sehr schnell und ich verlasse das sehr ruhige internationale Terminal. Wenn man bedenkt, welche Menschenmassen sich sonst hier durch Afrikas größten Flughafen schieben, kommt mir die Leere fast gespenstisch vor. Im nationalen Terminal ist es etwas voller, hauptsächlich Südafrikaner, die das lange Wochenende des Heritage Days nutzen. Der Check-In für meinen Weiterflug nach Port Elizabeth ist ebenfalls sehr unkompliziert. Meinen PCR-Test brauche ich nicht nochmal vorzuzeigen.

Der Landeanflug auf Port Elizabeth über das Meer ist wie immer wunderschön. Am Flughafen kommt mein Koffer sehr zügig und am Europcar-Schalter bin ich der einzige Kunde. Ich bekomme ein Upgrade auf einen Toyota Fortuner. So ein großes Auto wollte ich gar nicht haben. Ein SUV ist aber für kommende Strecke in Richtung Addo ganz sinnvoll. Die Straße ist nicht gerade das, was man einen einwandfreien Zustand nenne könnte.

Mein Ziel ist die schöne Addo Wildlife Lodge in der Nähe des berühmten Addo Elephant Parks. Kurz nach Check-In startet meine erste Pirschfahrt seit Ewigkeiten in das eigene Reservat der Lodge. Aktuell beheimatet es Giraffen, Kudus, Nyalas, Impalas, Springböcke und Warzenschweine. In Zukunft soll hier auch größeres Wild wie Löwen, Geparden und Nashörner angesiedelt werden. Nach etwa 90 Minuten Pirschfahrt mit einem kühlen Windhoek Draught in der Hand verabschiedet sich die Sonne recht spektakulär hinter den sanften Hügeln und es geht zurück zur Lodge – das Abendessen wartet. Aufgrund der aktuellen Situation und der noch recht wenigen internationalen Gäste ist die Speisekarte recht übersichtlich. Meine Wahl fällt auf ein 300gr Rumpsteak (medium rare) mit Pommes für umgerechnet etwa 7,50 Euro. Nach einem weiteren Windhoek Draught falle ich müde ins Bett. Der Anreisetag war wie immer lang.

26.09.2021

Der Tag startet sonnig, aber kühl. Nach einem schnellen Frühstück geht es weiter in den Addo Elephant Park. Der westlichste der großen staatlichen Nationalparks beheimatet die Big Five, wobei die Raubkatzen nur in sehr geringer Anzahl vorkommen. Dafür leben über 600 Elefanten im Park, bei den Dickhäutern gibt es also fast so etwas wie eine Sichtungsgarantie.

Gegen acht Uhr erreichen mein Guide und ich das Main Camp und fahren sofort weiter in Richtung Game Viewing Area. Zur Einfahrt muss ich nur einen kurzen Fragebogen ausfüllen und einmal kurz Temperatur messen lassen. Die erste Stunde passiert recht wenig. Ich sehe ein paar Kudus und balzende Strauße sowie einige der niedlichen Mangusten, die sich größenmäßig so etwa zwischen Eichhörnchen und Erdmännchen befinden.

Endlich tauchen in der Ferne auch die ersten Elefanten auf, allerdings noch recht tief im Busch. Mein Guide fährt mich weiter zu einem Wasserloch. Der Park ist aktuell sehr trocken und die Tiere müssen praktisch zum Trinken an die wenigen Wasserlöcher kommen. Eigentlich könnte ich jetzt den restlichen Tag hierbleiben, denn am Wasserloch herrscht ein reges Kommen und Gehen. Immer familienweise kommen die Elefanten zum Trinken und Abkühlen. Ist die eine Herde fertig, nähert sich die nächste. Das klappt ganz gut, nur ein paar männliche Einzelgänger stören ab und zu die Ordnung und ernten von der jeweiligen Leitkuh entsprechende Kommentare.

Nach etwa 30 Minuten fahren wir weiter zu einem Hide, einem versteckten Aussichtspunkt ebenfalls mit Blick auf ein Wasserloch. Auch hier haben sich ein paar Dickhäuter eingefunden. Am nächsten Wasserloch das gleiche Bild. Das letzte Mal, dass ich auf nur einer Pirschfahrt soviele Elefanten gesehen habe, war vor Jahren im Hwange.

Gegen 12 Uhr geht die Fahrt zurück zum Main Gate. Unterwegs treffen wir noch auf Zebras und eine recht große Herde Büffel. Insgesamt ist der Park nicht sonderlich voll, hauptsächlich südafrikanische Familien sind wegen des langen Wochenendes unterwegs. Selbst an den Wasserlöchern standen nie mehr als fünf bis sechs Fahrzeuge zur selben Zeit.

Diese Safari hat sich für mich als Elefantenliebhaber absolut gelohnt. Dass ich keine Raubkatzen gesehen habe, war im Grunde schon vorher eingepreist. Um 12.30 Uhr bin ich wieder „on the road“ in Richtung Amakhala Game Reserve, einem privaten Wildreservat in der Nähe des Addos, wo ich die kommende Nacht verbringen werde.

Mittlerweile ist es sehr warm geworden und die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel. Nach einer knapp einstündigen Fahrt erreiche ich das Gate von Amakhala und fahre weiter bis zur Bukela Lodge. Der Check-In ist etwas strenger, als die Nacht zuvor. Ich muss einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen und meine Körpertemperatur wird gemessen. 36,1°C – alles safe. Nach einem Begrüßungsbier wartet ein leichtes Lunch auf mich. Anschließend beziehe ich mein Sararizelt und relaxe in der Sonne auf meiner Terrasse, bis die Nachmittagspirschfahrt beginnt.

Pünktlich um 16 Uhr besteige ich den offenen Geländewagen. Mit mir kommen noch ein Paar aus Kapstadt sowie zwei Frauen ebenfalls aus Deutschland mit. Unser Ranger Evans erklärt kurz das Prozedere und einstimmig beschließen wir, die Fahrt ohne Masken durchzuführen. Wir sind ja an der frischen Luft. Bei meinen beiden vorherigen Pirschfahrten war die Maske gar kein Thema, da keine fremden Personen mit mir im Fahrzeug waren.

Wir fahren durch den südlichen Teil des Reservats und sehen zunächst einige Zebras, Giraffen und Antilopen. Ein anderer Geländewagen kommt und entgegen und wir erfahren den Standort von zwei männlichen Löwen ganz in der Nähe. Naja, eher den Lageort, denn die beiden Kameraden liegen dösend im Gras. Laut unseres Rangers haben die beiden vorgestern einen Büffel gerissen und sind noch gut gesättigt. Viel Action können wir also nicht erwarten. Nach einiger Zeit kommt wenigstens ein bisschen Bewegung in die beiden, aber mehr als ein Gähnen und kurzes Gliederstrecken ist nicht drin.

Weiter geht es durch den Park und wir treffen auf eine Breitmaulnashorn-Mama mit ihrem kleinen, die direkt vor unserem Fahrzeug den Weg kreuzen. Zusammen mit den Elefanten und Büffeln von heute morgen sind das also vier der Big Five an einem Tag – keine schlechte Ausbeute. Der Leopard macht sich mal wieder sehr rar.

Wir stoppen für einen Sundowner auf einem Hügel mit tollem Blick in das Tal. Es hat sich merklich abgekühlt und ich bin froh, dass wir wärmende Decken für die Rückfahrt zur Lodge an Bord haben. Dort angekommen geht es kurz auf’s Zimmer zum Frischmachen, dann startet auch schon das Abendessen. Ich wähle die Calamari als Vorspeise und das Venison-Steak (Wildfleisch) als Hauptgericht. Das Dessert verkneife ich mir, da ich die letzten 48-72 Stunden fast ausschließlich sitzend und ohne Bewegung verbracht habe. Um halb zehn falle ich ins Bett, morgen früh klingelt der Wecker um viertel nach Fünf für die Morgenpirschfahrt.

27.09.2021

Schnell einen Kaffee um viertel vor Sechs, dann geht es auch schon wieder los. Wir fahren in den nördlichen Teil des Reservats auf der Suche nach den Geparden. Wir sehen unterwegs eine Menge Antilopen, Zebras, Warzenschweine und ein paar Giraffen. Nach dem Tipp von einem anderen Ranger erspäht unser Guide tatsächlich mit seinem Fernglas einen Geparden recht weit entfernt im Busch. Mit bloßem Auge ist leider nichts zu erkennen. Eine Pirschfahrt ist halt kein Zoobesuch und Tierbeobachtungen sind immer Glückssache.

Wir fahren weiter und treffen auf eine Elefantenherde, die gemächlich direkt an unserem Fahrzeug vorbeizieht. Wir folgen in einiger Entfernung und stoßen auf Sage und Schreibe sechs Nashörner auf einmal, die faul unter einigen Büschen liegen. Ich glaube, so viele Nashörner auf einmal habe ich noch nie gesehen.

Als wir wieder zurück in der Lodge sind, steht die Sonne schon recht hoch und es ist schön warm. Schnell frühstücken, Sachen packen und auschecken. Meine heutige Fahrt geht in Richtung Garden Route nach Knysna. Ich sage der warmen Frühsommersonne erstmal Auf Wiedersehen, denn laut Wettervorhersage fahre ich direkt in einen Wetterumschwung.

Die Wegbeschreibung für die heutige Fahrt ist recht simpel: 300km geradeaus und dann rechts. Ein Navi benötige ich dafür nicht. Es ist Montag und die Straße ist angenehm leer. Ein Road Trip in Südafrika ist im Gegensatz zu einer Autobahnfahrt in Deutschland die reine Erholung.

Bis Port Elizabeth ist es noch sonnig. Je näher ich in Richtung Tsitsikamma Nationalpark komme, desto dunkler werden die Wolken. Die mächtigen Tsitsikamma Mountains hängen komplett im Nebel. 10km vor Knysna fängt es auch noch an zu regnen. Es ist halt noch Frühsommer und die nun erblühende Fynbos-Vegetation braucht halt auch Wasser.

Mein Ziel ist das wunderschöne Parkes Manor Gästehaus mit Blick auf die Lagune. Beim Check-In desinfiziere ist meine Hände und meine Körpertemperatur wird gemessen – das war’s. Ich bestelle erstmal einen Kaffee und genieße trotz des schlechten Wetters die Aussicht. Den Rest des Tages verbringe ich in meinem Zimmer am Laptop. Es hat sich in den letzten Tagen doch einiges an Arbeit angesammelt.

Nach einer erfrischenden Dusche gehe ich auf einen Pre-Dinner-Drink in die Lounge. Ein wärmendes Kaminfeuer prasselt und ich bestelle ein Windhoek Lager. Um 19 Uhr geht’s zum Abendessen im hauseigenen Restaurant. Leider hat mein Lieblingsrestaurant in Knysna, das „Oliver Tree“ die Krise nicht überlebt. Mein Drei-Gänge-Menü im Parkes Manor macht diesen Verlust aber locker wieder wett. Eine Creamy Butternut Soup als Starter, ein 250gr. Filet medium rare als Hauptspeise und eine Peppermint Tart als Dessert schlagen das Essen gestern in der fünf Sterne Game Lodge um Längen. Der Tag war lang und nach einem Glas Pinotage als Absacker falle ich müde ins Bett.

28.09.2021

Ganz anders als vorhergesagt, startet der Tag mit Sonnenschein und ein paar harmlosen Wolken. Zum Frühstück treffe ich mich mit unserem südafrikanischen Team und unserer lokalen Reiseleiterin aus Knysna. Wir haben uns alle seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, entsprechend groß ist die Freude, das es nun endlich wieder aufwärts geht. Das Frühstück zieht sich ganz schön in die Länge, aber neben dem Geschäftlichen darf nach so langer Zeit der Small Talk nicht fehlen.

Gegen Mittag fahre ich zur kleinen Waterfront von Knysna. Die meisten Geschäfte und Restaurants sind geöffnet, einige Touri-Shops haben es nicht geschafft. Die Locals scheinen nicht so wild auf Safarihüte und Holzgiraffen zu sein. Sobald wieder mehr internationale Touristen kommen, werden auch diese Shops wieder neu besetzt sein.

Es ist erst kurz vor 12 mittags und daher an der Waterfront noch recht übersichtlich, was Besucher angeht. Ganz anders sieht es im kleinen Zentrum des Ortes aus. Ich muss drei Mal um den Block fahren, um einen Parkplatz zu finden. Selbst die Tiefgarage des Spar-Supermarkts ist voll, hier bekomme ich sonst eigentlich immer einen freien Platz.

In den Geschäften und in Warteschlangen vor dem Eisstand oder dem Geldautomat tragen alle Personen eine Maske. In der Fußgängerzone kommen mir sowohl Leute mit als auch ohne Maske entgegen. Ich sehe Wachleute und sogar einen Polizisten ohne Maske im Außenbereich. Also nehme ich draußen meine Maske auch ab. Ein leichter Wind geht durch Straße und alle halten brav einen Abstand von mindestens zwei Metern.

Im Spar kaufe ich Trinkwasser und ein paar Leckereien für ein Picknick ein. Da der Tag wider Erwarten sonnig und warm ist, beschließe ich eine kurze Wanderung im Goukamma Nature Reserve zu machen. Dieses Reservat war von den schlimmen Waldbränden 2017 stark betroffen. Seitdem war ich nicht mehr da.

Goukamma liegt etwa 15 Autominuten entfernt an der Buffalo Bay. Ich bezahle die Conservation Fee in Höhe von etwa 3,50 Euro und fülle kurz meine Daten in ein Formular. Dabei merke ich, dass ich der erste Besucher des heutigen Tages bin. Mir werden auch bis zum Verlassen außer dem Ranger keine anderen Personen begegnen. Ich habe das ganze Reservat für mich alleine.

Von den Waldbränden sieht man gar nichts mehr. Die Natur hat sich komplett erholt. Die lokale Fynbos-Vegetation benötigt sogar die Brände, um sich neu auszusähen und das Überleben zu sichern. Der Startpunkt meiner gewählten Wanderroute ist auf der gegenüberliegenden Seite des Goukamma Rivers. Dorthin komme ich mit einem kleinen Boot, das an Seilen zwischen beiden Ufern mit den Händen hin- und hergezogen werden muss.

Zuerst führt mich mein Weg die mächtigen Dünen hinauf und ich habe einen tollen Ausblick über den Fluss und das Meer. Links und rechts blühen die verschiedensten Blumen und gelb, weiss lila und blau. Zusammen mit dem satten Grün des Fynbos und dem strahlend blauen Himmel ergibt sich ein tollen Farbspiel.

Der Weg geht weiter durch ein kleines Tal mit alten Milkwood-Bäumen, die die schlimmen Brände überlebt haben müssen. Die wären sonst noch nicht wieder so schnell nachgewachsen. Nach einem kurzen Aufstieg blicke ich direkt vor mir auf den goldgelben Strand und den endlosen Ozean. Auf einem Stein mache ich Pause und picknicke. (Randbemerkung: Mein Handy vibriert. Ich merke, dass ich hier mitten in Reservat LTE-Empfang habe. Die Kolleg*innen im Büro zuhause bekommen ein Foto von meinem Picknick am Strand. Ich bin ein schlechter Mensch.)

Der Rückweg meiner Wanderung führt direkt am Strand entlang bis zur Mündung des Goukamma Rivers in den Indischen Ozean, dann flussaufwärts bis zum kleinen Boot, das ich wieder auf die andere Seite ziehe. Insgesamt bin ich etwa eineinhalb Stunden unterwegs gewesen – und habe wirklich außer dem Ranger am Eingang keine einzige andere Person unterwegs getroffen. Den restlichen Nachmittag lasse ich am Pool meines Gästehauses mit dem Schreiben dieser Zeilen ausklingen. Nach 18 wirklich aufreibenden Monaten darf Arbeit auch mal wieder Spaß machen.

Da mein geliebtes Olive Tree Restaurant nicht mehr existiert, werde ich heute Abend das Anchorage ausprobieren. Es ist das älteste Restaurant Knysnas und berühmt für seine Seafood-Gerichte. Fleisch hatte ich die letzten Tage auch wirklich genug.

29.09.2021

Am heutigen Tag liegt eine recht lange Fahrstrecke vor mir. Nach dem Frühstück verlasse ich Knysna mit dem Ziel Stellenbosch. Die Strecke über Sedgefield und Wilderness gehört für mich zu den schönsten Abschnitten der Garden Route. Es geht entlang grüner Wälder, Lagunen- und Seenlandschaften und natürlich dem endlosen Indischen Ozean. Ich stoppe für das übliche Touristenfoto mit Blick auf den Wilderness Beach.

Während es in Knynsa bewölkt gewesen ist und in sich Wilderness sogar kurz die Sonne gezeigt hat, komme ich bei George in dichten Nebel. Über den mächtigen Outeniqua-Pass erklimme ich die Berge und gerate dabei in leichten Nieselregen. Als ich auf der anderen Seite der Berge die Kleine Karoo Halbwüste erreiche, ändert sich das Wetter schlagartig. Die Wolken reissen auf und die Sonne scheint wieder.

Ich lege einen kurzen Stopp auf einer Straußenfarm in Oudtshoorn ein, bevor es weiter über die berühmte Route 62 in Richtung Kap geht. Die N2 entlang der Küste mag die schnellere, aber nicht die schönere Alternative sein. Ich empfehle jedem, den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen. Die Landschaft ist einfach atemberaubend.

In Calitzdorp halte ich für ein leichtes Lunch in einem der Farm Stalls. Hier bekommt man nicht zur etwas zu essen, sondern kann auch lokale Produkte der Region erwerben. Ich kaufe für zu Hause ein Glass Cape Gooseberry Jam und für heute Abend eine Flasche Rotwein.

Weiter geht es entlang der R62 vorbei an Ronnies Sex Shop, dem berühmtesten Pub des Landes, bis nach Barrydale. Hier biege ich ab zurück in Richtung Küste über den reizvollen Tradows Pass. Das Wetter ändert sich Wetter erneut, dichte Wolken hängen über den Bergen. Als ich bei Swellendam die N2 erreiche, regnet es wie aus Kübeln. Ganz anders als in der trockenen Kleinen Karoo fahre ich nun entlang üppiger grüner Wiesen und Felder. Die Region Overberg ist halt die Kornkammer des Western Capes.

Der Regen begleitet mich bis zu den Hottentots Holland Mountains. Sobald ich diese überquert habe, reisst der Himmel wieder auf. Je näher ich in Richtung Stellenbosch komme, desto weniger werden die Wolken. In Südafrikas wichtigster Weinstadt scheint die Sonne dann von einem strahlend blauen Himmel, dafür ist es sehr windig geworden. Irgendwie hatte ich heute drei Jahreszeiten an einem Tag, nur der Winter mit Schnee hat gefehlt.

Am späten Nachmittag checke in meinem Gästehaus Van Der Stel Manor ein, welches in einem ruhigen Wohngebiet nördlich der berühmten Altstadt liegt. Zum Abendessen gibt es heute ein typisches südafrikanisches Braai, denn ich bin bei Antoinette und Louis eingeladen, zwei absoluten Weinspezialisten, die für uns die Tagestouren in die Weingebiete durchführen. Neben Salat, Couscous und Lammkoteletts gibt es natürlich auch einige neue Geheimtipps an Weiß- und Rotweinen zu probieren.

Morgen werde ich Stellenboschs Altstadt und natürlich die Weingüter erkunden. Für heute war es ein langer Tag und ich falle mal wieder todmüde ins Bett.

30.09.2021

Der Wind hat sich gelegt und die Sonne scheint warm vom wolkenlosen Himmel. Normalerweise frühstücke ich nicht viel, aber heute gibt es frischgebackene Scnones mit Clotted Cream und Strawberry Jam. Dazu ein Müsli in Joghurt mit frischen Früchten. Und natürlich Kaffee.

Ich checke aus, lasse aber mein Gepäck in der Unterkunft. Zuerst mache ich mich auf in die Altstadt von Stellenbosch. Es ist wie immer bereits vormittags viel Betrieb. Die Einheimischen, insbesondere die Studenten, scheinen die Stadt am Laufen zu halten. Ich sehe nur ganz vereinzelt ein paar geschlossene Shops, der deutlich überwiegende Teil der Restaurants, Cafés, Bars und Boutiquen ist geöffnet.

Auch Oom Samie Se Winkel, Stellenboschs ältester Laden, ist noch da. Und das, obwohl das Sortiment aus deutlich mehr Touri-Krams besteht. Ich kaufe einen Fynbos-Honig für zu Hause von einer kleinen Imkerei an der West Coast, wo ich vor einigen Jahren schon mal war. Dazu eine Flasche Wasser für den zweiten Teil des Tages: Eine Wanderung in den Weinbergen.

In einem Buchladen kaufe ich noch schnell die aktuelle Version des Platters, der südafrikanischen Weinbibel. Anschließend fahre ich einige Kilometer nach Norden auf das Muratie Weingut. Dort gibt es neben einigen Mountainbike-Strecken auch eine schöne Wanderung durch die Weinberge mit 360°-Blick auf die Simonsberge und ins Tal.

Die Wanderung ist recht einfach, es gibt in der Region mit dem Jonkershoek Nature Reserve oder Helderberg Nature Reserve deutlich anspruchsvollere Alternativen. Aber das Schöne an dieser Wanderung ist, dass man anschließend noch ein Wine Tasting und ein Lunch auf dem Weingut genießen kann.

Das Wine Tasting funktionert genau so, wie ein Restaurant- oder Cafébesuch. Rein mit Maske, dann am Tisch die Maske abnehmen und Weine probieren, zuletzt mit Maske wieder raus. Viele Weingüter bieten bei schönem Wetter wie heute das Tasting auch draußen an.

Mein Waiter erzählt mir die komplette Geschichte des Weinguts mit allen Eigentümern von 1685 bis heute. Einige der Weine tragen die Namen dieser Persönlichkeiten. Der allererste Besitzer und Farmgründer war übrigens Deutscher.

Mein Favorit beim Tasting ist der Shiraz, knapp gefolgt vom Cabernet Saunignon. Eigentlich bin ich noch total satt vom Frühstück, aber auf der Speisekarte finde ich ein Smoked Springbok Carpaccio. Das kann ich ja nicht hier liegen lassen. Außerdem ist es unter den schattigen, alten Eichen mit Blick auf die Weinberge auch gut auszuhalten.

Nach meinem Lunch kehre ich in meine Unterkunft zurück und hole mein Gepäck. Die kurze Fahrt geht nach Kapstadt, dem Ziel meiner Reise. Die Anfahrt um den Devils Peak herum auf den Tafelberg zu mit der Innenstadt und dem Hafen auf der anderen Seite ist wie immer atemberaubend.

Ich erreiche das Floreal House in Oranjezicht, meiner Bleibe für heute Nacht. Heute Abend bin ich mit Julia, einer unserer Reiseleiterinnen, verabredet. Sie will mir das Observatory Viertel zeigen, wo ich noch nie war. Ich bin gespannt. Die Zeit bis dahin nutze ich für einen Spaziergang zur Kloof Street. Auch hier sind noch alle Restaurants und Bars vorhanden – und gut besucht an diesem sonnigen, warmen Nachmittag. Ich genieße ein frisch gezapftes Pale Ale der lokalen Woodstock Brewery auf der Dachterrasse von Rick’s Café Americain mit fantastischem Blick auf den Tafelberg.

01.10.2021

Kurzer Nachtrag zu gestern Abend: Das Observatory-Viertel besteht aus vielen viktorianischen Häusern, die sehr charmant und nicht so protzig wie die in Oranjezicht daherkommen. Die Wohngebiete sind sehr ruhig und traditionell gewachsen. An der Hauptstraße gibt es viele trendige kleine Geschäfte, Restaurants, Bars und Locations für Konzerte und Comedy. Durch die hiesige Studentenszene ist das Viertel sehr lebendig, ich würde es mal als alternativ-hipp bezeichnen.

Nach dem wunderschönen Tag gestern ist der Wind zurückgekehrt. Eine dicke Tischdecke hängt über dem Tafelberg. Ich verzichte heute auf ein Frühstück und fahre nach dem Check-Out direkt zur V&A Waterfront. Dort kann ich meinen Wagen sicher mit dem Gepäck im Kofferraum parken. Eine Stunde Parkzeit kostet etwa 0,50 Euro.

Um diese Uhrzeit ist die Waterfront noch nicht sonderlich belegt. Die Geschäfte und Restaurants sind aber offen, nur ganz vereinzelt sehe ich einen geschlossenen Laden. Ich gehe am beeindruckenden Silo-Gebäude mit dem MOCAA-Museum und dem ultra-teuren Silo-Hotel vorbei.

Zuerst zieht es mich in das De Waterkant Viertel, wo wie immer geschäftiges Treiben herrscht. Deutlich ruhiger geht es im angrenzenden Bo-Kaap Viertel zu, wo sich normalerweise Massen von Instragrammern durch die engen Straßen schieben, um die traditionellen bunten Häuser der Cape Malay Community zu fotografieren. Die Einwohner hier gehören bestimmt zu denjenigen, die ganz froh sind, das zur Zeit kaum Touristen in Kapstadt unterwegs sind. Ganz am Ende der Chiappini Street sehe ich dann doch eine kleine Reisegruppe mit ihrem lokalen Guide.

Ich wechsele über die Buitengracht Street hinüber in die Innenstadt. Es geht vorbei am Greenmarket Square, wo die Flohmarkthändler gerade ihre Stände aufbauen. Die St. Georges Mall ist die eigentliche Fußgängerzone, die ihre besten Tage leider hinter sich gelassen hat. Hier stehen viele Geschäfte leer, was sicher wenig mit der aktuellen Situation zu tun hat.

Ich mache eine kurze Stippvisite in den Company’s Garden, die grüne Lunge der Innenstadt. Über die Bree Street gehe ich zurück in Richtung Waterfront. In einem kleinen Café trinke ich einen Kaffee und esse einen Cream Cheese Bagel – ein wenig New York Feeling kommt auf.

Zurück an der Waterfront shoppe ich noch ein paar Souvenirs und treffe mich mit Anke, die eine ganze Reihe von Unterkünften im Western Cape repräsentiert. Wir reden aber viel mehr über Persönliches und den nun aufkommende Hoffnung auf bessere touristische Zeiten.

Der Verkehr am frühen Nachmittag hält sich in Grenzen, sodass ich bereits drei Stunden vor meinem Abflug am Flughafen bin. Die Mietwagenabgabe funktioniert wie immer reibungslos. Der Check-In ist unkompliziert, neben meinem Pass muss ich noch meinen Inpfausweis vorzeigen (bzw. eine andere adäquate 3G-Bescheinigung). Insgesamt ist es im internationalen Bereich des Terminals recht ruhig.

Nach der Security wird noch einmal im Vorbeigehen meine Temperatur gemessen. Dann kommt die einzige kleine Überraschung: Ich muss äquivalent zu dem Gesundheitsfragebogen bei der Einreise auch einen für die Ausreise ausfüllen. Formulare liegen in Hülle und Fülle herum und zwei Minuten später hab ich meinen Ausreisestempel im Pass.

Der internationale Abflugbereich ist recht leer. Es fliegen heute nur noch vier Maschinen ab. Das Boarding verläuft reibungslos und der Flug ist wie der Hinflug auch recht entspannt. Bei der Einreise in Frankfurt wird es einmal kurz wuselig, dank der vielen geöffneten Schalter hält sich die Schlange aber in Grenzen. Mein Pass und mein 3G-Status werden kurz überprüft, dann bin ich zurück in Deutschland.

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